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Schweizer Wertarbeit: Flossbach-Stratege wagt kühne Börsenprognose

Von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, sammelt die Schweizerische Nationalbank (SNB) seit einigen Monaten kräftig Aktien namhafter Konzerne ein. Philipp Vorndran kann dem Handeln der SNB-Oberen viel Positives abgewinnen: "Reales Eigentum an global führenden, produktiven Unternehmen ist langfristig eine wesentlich bessere Anlage als nahezu unverzinste nominale Forderungen", lobt der Kapitalmarktstratege beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch (FvS).

Dabei folgen die eidgenössischen Notenbanker im Grunde den Maximen traditioneller Vermögensverwalter, für die Risikostreuung und Werterhalt an oberster Stelle stehen. Weil Investitionen in heimische Unternehmen, anders als für die ebenso aktienaffine Notenbank Japans, für die SNB tabu sind – auch, um etwaige Interessenkonflikte zu vermeiden – wird das Risiko eines "Home Bias", also eines gefährlichen Übergewichts nationaler Assets im Anlagevermögen, geschickt umgangen.

Nicht kleckern, klotzen!
Das Börsen-Engagement der SNB hat beträchtliche Ausmaße erreicht: Ende 2010 betrug der Aktienanteil der SNB-Vermögensanlagen noch 8,3 Prozent, inzwischen sind es 18,4 Prozent. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat sich das Aktiendepot der Schweizer um 41 Prozent auf 127 Milliarden Franken vergrößert. "Mittlerweile gilt die SNB als achtgrößter öffentlicher Investor der Welt nach den großen Staatsfonds und zählt auch bei vielen global agierenden Konzernen zu den bedeutendsten Anteilseignern", schildert Vorndran.

Der FvS-Vordenker hat anhand von Veröffentlichungen der amerikanischen-Börsenaufsicht SEC exemplarisch nachgerechnet, in welch hohem Umfang die SNB alleine bei diversen US-Konzernen engagiert ist. Das Resultat verblüfft: So umfasst allein das SNB-Aktienpaket am Computer- und Unterhaltungselektronik-Giganten Apple rund 1,5 Milliarden US-Dollar. Weitere strategische Beteiligungen sind die Eidgenossen auch bei anderen IT-Größen wie Alphabet (ehemals Google), Microsoft oder Amazon eingegangen.

In Zeiten, in denen das Angebot an lukrativen Staatsanleihen ausdünnt, scheint eine derartige Strategie nicht nur logisch zu sein, sondern auch erfolgversprechend. "Damit trifft die SNB Vorkehrungen, um am Tag der Wahrheit nicht ausschließlich auf Staatsanleihen zu sitzen, die einer möglichen Inflation schutzlos ausgeliefert wären“, sagt Vorndran.

SNB selbst an der Börse gefragt
Bis es so schlimm kommt, beschert das Aktiendepot den Eidgenossen enorme Gewinne, abzulesen nicht zuletzt am steilen Kursanstieg der SNB-Aktie in den vergangenen Monaten. "Wenn die SNB diesen Weg konsequent fortsetzt, könnte sie ein riesiges Portfolio an erstklassigen Unternehmensbeteiligungen aufbauen und damit das Schweizer Volk zu globalen Großaktionären machen. Die inflationäre Menge an Franken wäre dann zwar nicht durch Gold, aber durch rentierliche Sachwerte hoher Qualität gedeckt", lobt Vorndran.

Beispiel könnte Schule machen – und Kurse
Es sei nicht auszuschließen, dass andere Notenbanken dem Schweizer Beispiel folgen und ebenfalls Aktien kaufen – ein Umstand, der zumindest Vorndrans "Hauskollege" Thomas Mayer ernsthaft Sorgen macht. Doch andernorts ist der Anlagenotstand förmlich schon mit Händen greifbar.

Im Gegensatz zur SNB, so Vorndran, türmten sich beispielsweise in der Bilanz der Deutschen Bundesbank zweifelhafte Forderungen an die EZB und an andere Euro-Mitglieder – in Form von Target-2-Salden. "Sollte der Euro einmal auseinanderbrechen, säße Deutschland auf einem Berg fauler Forderungen, die Schweiz hingegen auf einem werthaltigen Aktienportfolio", resümiert Vorndran – und wagt eine kühne Vorhersage.

"Nachdem die Notenbanken den Sparern zunächst die Zinsen geraubt haben, dürften sie ihnen zukünftig auch noch die Aktien wegschnappen“, glaubt der FvS-Stratege. Noch klinge das zwar übertrieben. "Doch die mit selbstgedrucktem Geld getätigten Aktienkäufe könnten die Kurse langfristig in die Höhe treiben", schlossfolgert Vorndran.

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